Die meiste Zeit meines Lebens bin ich mit
Trense
geritten ohne mich für Alternativen auch nur zu interessieren oder sie sogar zu belächeln. Selbst als ich schon Erfahrung mit gebisslosem Reiten hatte und davon überzeugt war, bin ich fremde Pferde auch dann noch mit Gebiss geritten.
Warum? Weil es mir nicht zusteht zu urteilen, sondern den Wunsch des Besitzers zu respektieren. UND weil ich der Meinung bin: Ein guter Reiter reitet mit Trense besser als ein schlechter Reiter ohne Trense. Denn auch ohne Trense kann man Pferden große Schmerzen zufügen.
Trense oder nicht Trense - das ist hier die FrageDas konventionelle Reiten sieht eine Trense vor. So wird es in FN-Reitschulen, die in die sportliche Richtung abzielen, gelehrt und sicher hat die Trense dort ihre Daseinsberechtigung. Reiten als Sport zu betreiben kann sehr viel Spaß machen und ich habe das klassische Reiten auch lange sehr genossen. Der klassische Reitsport ist aber nicht mein Ziel.
Mein Ziel ist vielmehr der partnerschaftliche Umgang mit dem Pferd basierend auf Vertrauen und Respekt. Da man ohne Trense weniger Einwirkungsmöglichkeiten durch Druck und Schmerz hat, ist man dazu gezwungen eine andere Art der Kommunikation mit dem Pferd zu entwickeln: über Körpersprache, Telepathie und Willensstärke. Das erfordert viel Klarheit und Bodenständigkeit. Eine gute Schule für´s Leben!
Ich selbst bin 2013 mit dem gebisslosen Reiten in Berührung gekommen und war erst sehr erschrocken, wie anders dieses Reiten ist und wie man plötzlich die "Fehler" nicht mehr beim Pferd suchen kann, sondern an sich selbst suchen muss. Das hat mich sehr beeindruckt!
Ich habe Moritz einmal versuchshalber mit Gebiss geritten. Er war dabei die ganze Zeit am Kauen und am Kopfschütteln, war unaufmerksam und hat mir deutlich gezeigt, dass ihn das Gebiss stört. Seither reite ich ihn ausschließlich ohne Gebiss, dafür mit einer Art Sidepull. Mein Reitstil ist eine Mischung aus Englisch und Rai-Reiten, sehr frei und möglichst entspannt. Er ist zufrieden damit, macht gut mit und hat Freude am Reiten. Dressurkönige werden wir damit sicher nicht, aber wie schon erwähnt, kommt es mir darauf nicht an. Die Freude und Zufriedenheit bei Pferd und Reiter soll im Vordergrund stehen, nur dann kann man auch gut miteinander arbeiten.